Antrag 190/I/2015 Ein „Staatsvertrag“ mit symbolischem Wert

Status:
Annahme

Seit Wochen vergiftet die Rechtsaußen-Bewegung Pegida die politischen Debatten. Zur Zielscheibe der Pegida-Demonstranten wurden Flüchtlinge und Muslime. Dagegen sind wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten auf die Straße gegangen und wir sind stolz, dass die Sozialdemokratie in diesen Tagen Solidarität und Haltung beweist.

 

Gerade in der aktuellen Lage ist die Initiative der SPD Fraktion wichtig und richtig, die Diskussion um einen „Staatsvertrag“ mit den Berliner Muslimen zu beginnen. Die symbolische Kraft, die nicht nur verbal ausdrückt „ihr gehört dazu“, sondern auch eine deutlich Perspektive bietet, ist die richtige Antwort auf alle Versuche von Gestrigen, Deutschen das Deutsch-sein abzustreiten. Mit einem „Staatsvertrag“ mit der Gemeinschaft der Berliner Muslime erkennen wir diese als gleichberechtigte Religionsgemeinschaft in unserer Mitte an; ein Schritt, der längst fällig ist.

 

Wir fordern die SPD Fraktion im Abgeordnetenhaus und die sozialdemokratischen Senatsmitglieder auf, bei den weiteren Schritten hin zu einen „Staatsvertrag“ mit den Berliner Muslimen folgende Aspekte bei zu bedenken und umzusetzen:

  • Die Frage nach den „Verhandlungspartnern“ ist eine wichtige Hürde und von zentraler Bedeutung vor der Weiterführung von Gesprächen. Es muss gewährleistet sein, dass alle Glaubensrichtungen durch einige, wenige Dachorganisationen repräsentiert sind.
  • Mit einem „Staatsvertrag“ erklären wir die Berliner Muslime auch als Partner auf Augenhöhe. Dies ist ein wichtiger Schritt, der mit Bedacht gegangen werden muss. Wir müssen genau hinsehen, mit wem wir einen „Staatsvertrag“ abschließen, um zu versichern, dass die Vertragspartner die unverzichtbaren Grundwerte unseres Zusammenlebens teilen. Dass dies der Fall ist, muss vor Aufnahme der Verhandlungen gewährleistet sein. Es kann nicht Sinn eines „Staatsvertrages“ sein, die jungen Bemühungen des Wandels bei Verbänden zu belohnen, die in der Vergangenheit deutlich antisemitisch oder anderweitig gruppenbezogen menschenfeindlich aufgefallen sind.
  • Generell muss das Ziel sein, alle Religionsgemeinschaft gleich zu behandeln. Rechte, die wir einer Glaubensgemeinschaft gewähren, müssen wir auch allen anderen anerkannten Glaubensgemeinschaften zugestehen. Daher ist es wichtig, dass ein „Staatsvertrag“ als erster Schritt auf dem Weg zur Erlangung der Rechte von Körperschaften des öffentlichen Rechts verstanden wird. Dies sollte auch vertraglich wie im Bremer „Staatsvertrag“ fixiert werden.
  • Viele der Details, die beispielsweise im Hamburger „Staatsvertrag“ behandelt werden, sind in Berlin längst umgesetzt; zuletzt durch das Partizipations- und Integrationsgesetz. Ein wichtiges Vorhaben wartet in Berlin jedoch noch auf die Umsetzung, die in einem „Staatsvertrag“ auf jeden Fall Platz finden muss: Lehrstühle in der Hochschulbildung.

 

Empfehlung der Antragskommission:
Annahme in der Fassung der Antragskommission (Kein Konsens)
Fassung der Antragskommission:

Wir fordern die SPD Fraktion im Abgeordnetenhaus und die sozialdemokratischen Senatsmitglieder auf, bei den weiteren Schritten hin zu einen „Staatsvertrag“ mit den Berliner Muslimen folgende Aspekte zu bedenken:

  • Die Frage nach den „Verhandlungspartnern“ ist eine wichtige Hürde und von zentraler Bedeutung vor der Weiterführung von Gesprächen. Es muss gewährleistet sein, dass alle Glaubensrichtungen durch einige, wenige Dachorganisationen repräsentiert sind.
  • Mit einem „Staatsvertrag“ erklären wir die Berliner Muslime auch als Partner auf Augenhöhe. Dies ist ein wichtiger Schritt, der mit Bedacht gegangen werden muss. Wir müssen genau hinsehen, mit wem wir einen „Staatsvertrag“ abschließen, um zu versichern, dass die Vertragspartner die unverzichtbaren Grundwerte unseres Zusammenlebens teilen. Dass dies der Fall ist, muss vor Aufnahme der Verhandlungen gewährleistet sein. Es kann nicht Sinn eines „Staatsvertrages“ sein, die jungen Bemühungen des Wandels bei Verbänden zu belohnen, die in der Vergangenheit deutlich antisemitisch oder anderweitig gruppenbezogen menschenfeindlich aufgefallen sind.
Beschluss: Annahme in der Fassung des Parteitages
Text des Beschlusses:

Wir fordern die SPD Fraktion im Abgeordnetenhaus und die sozialdemokratischen Senatsmitglieder auf, bei den weiteren Schritten hin zu einen „Staatsvertrag“ mit den Berliner Muslimen folgende Aspekte zu bedenken:

  • Die Frage nach den „Verhandlungspartnern“ ist eine wichtige Hürde und von zentraler Bedeutung vor der Weiterführung von Gesprächen. Es muss gewährleistet sein, dass alle Glaubensrichtungen durch einige, wenige Dachorganisationen repräsentiert sind.
  • Mit einem „Staatsvertrag“ erklären wir die Berliner Muslime auch als Partner auf Augenhöhe. Dies ist ein wichtiger Schritt, der mit Bedacht gegangen werden muss. Wir müssen genau hinsehen, mit wem wir einen „Staatsvertrag“ abschließen, um zu versichern, dass die Vertragspartner die unverzichtbaren Grundwerte unseres Zusammenlebens teilen. Dass dies der Fall ist, muss vor Aufnahme der Verhandlungen gewährleistet sein. Es kann nicht Sinn eines „Staatsvertrages“ sein, die jungen Bemühungen des Wandels bei Verbänden zu belohnen, die in der Vergangenheit deutlich antisemitisch oder anderweitig gruppenbezogen menschenfeindlich aufgefallen sind.

 

Dem SPD Landesvorstand ist vom Senat in regelmäßigen Abständen  über den Fortgang der Gespräche Bericht zu erstatten.

Beschluss-PDF:
Stellungnahme(n):
  Stellungsnahme der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin Seit 2015 findet im Auftrag des Senats ein vorstaatlicher Kommunikations-Prozess mit den Berliner Musliminnen und Muslimen statt. Bis Mitte 2016 Jahres tagen Runde Tische, an denen Vertreterinnen und Vertreter der Berliner Moscheegemeinden und –verbände sowie Expertinnen und Experten teilnehmen. Dabei wird geklärt, bei welchen Themenfeldern Regelungsbedarf zwischen den Musliminnen und Muslimen und dem Land Berlin besteht und wie geeignete Formen der Regelung aussehen. Am Ende des Prozesses wird ein Abschlussbericht mit Empfehlungen an das Land Berlin übergeben werden.